Neues Domizil für Spitzenforschung lädt zum Besuch ein - Kaiserslautern - DIE RHEINPFALZ

2022-07-01 20:17:08 By : Ms. Lena Fan

Noch ist das neue Forschungsgebäude auf dem Campus der Technischen Universität nicht komplett bezogen. Knapp 40 Millionen Euro hat es gekostet. Die RHEINPFALZ hat nachgefragt, wie komplex die Planung war, warum das Projekt besonders ist und wo es noch hakt.

Es ist ein weißer Neubau, der mit seiner Fassade aus großen Betonfertigteilen den Campus-Eingang an der Gottfried-Daimler-Straße markiert. Vom Asta-Gebäude aus betrachtet, wirkt das Lase, was für Laboratory for Advanced Spin Engineering steht, viel offener, lichter. Physik-Professor Martin Aeschlimann ist schon stolz, dass er so ein Gebäude finanziert bekam, vor allem mit Bundesmitteln. Aber es habe gedauert. 2012 hat er den Antrag dafür geschrieben, 2015 wurde er bewilligt. 2019 sollte Einzug sein. Aber noch sei nicht alles fertig, im Laserlabor beispielsweise sei die Klimaanlage viel zu schwach dimensioniert. „Wir haben die modernsten Laser der Welt, für 2,5 Millionen Euro, aber wir können sie seit zwei Jahren nicht nutzen.“ Tesla habe in nur zwei Jahren ein neues Werk gebaut, aber öffentliches Bauen funktioniere so nicht.

„Eine spannende Herausforderung war, den Bau in den Campus aus den 1970er Jahren einzufügen und mit dem Gelände zu spielen“, sagt Jörg Wich, Architekt im Büro Burckhardt+Partner in Berlin. Zur Gottfried-Daimler-Straße hin ist der Neubau eingeschossig, auf der Campusseite dreigeschossig. Zudem galt es, das Gebäude mit 3300 Quadratmeter Nutzfläche so zu gestalten, dass Wissenschaftler dort optimal interdisziplinär zusammenarbeiten können. Unter der Regie von Aeschlimann gehen im Lase Wissenschaftler aus Physik, Chemie und Verfahrenstechnik sogenannten Spin-Phänomenen auf den Grund. „Wir machen Grundlagenforschung, wollen Neues herausfinden, zeigen, wie magnetische Sensoren optimiert werden können, fürs Handy, Bewegungsmelder, das Auto.“

„Jedes Fach hat ganz individuelle Anforderungen. Die einen sitzen mehr am Computer, dann gibt es Labore, die Schallschutz brauchen, erschütterungssicher sein müssen, eine Abschirmung für die elektromagnetischen Felder benötigen“, berichtet der leitende Architekt. Weil auf Fels gegründet wurde, mussten dicke Betonpfähle gesetzt werden, um das Gebäude nach unten absolut zu stabilisieren.

Die Werkstätten für die 105 Wissenschaftler wurden im Gebäudeinneren im Sockelgeschoss konzentriert, weil sie mit wenig Tageslicht auskommen. Drumherum wurden ringförmig die Büros angeordnet und viele offene Kommunikationszonen zum Austausch geschaffen, die Teeküchen grenzen stets an Außenräume oder an Innenhöfe. Drinnen ermöglichen Fenster im Vorbeigehen Einblicke in die Labore. „Uns war es ganz wichtig, Begegnungsflächen zu schaffen, wir wollten keine langen Flure haben“, erklärt Wich, der regelmäßig in Kaiserslautern war und viele Gespräche geführt hat. Sein Büro habe viel Erfahrung mit dem Bau von Laborgebäuden. „Wir müssen uns tief in die Arbeit und die Bedürfnisse der Forscher eindenken, das hat gut funktioniert. Wir wollen Architektur und Wissenschaft als Tandem verstehen.“

Für die Innenräume beispielsweise habe es den Anspruch gegeben, „dass man das große Gebäude schnell versteht“. Deshalb gibt es eine klare Materialwahl und Farbgestaltung zur Orientierung. Bei den Laborflächen sind die Wände aus Sichtbeton, „damit betonen wir den Werkstattcharakter“. Die Bürotrakte sind ganz in Weiß gehalten.

„Ich kenne viele andere Forschungsgebäude, die sind düster. Unseres ist hell, die Philosophie, dass sich die Leute treffen und miteinander reden, die funktioniert. Wir kommen zudem jeden Donnerstagabend auf der Dachterrasse zusammen, jeder bringt ein Bier mit, das ist auch gut für die Neuen“, sagt Aeschlimann. Doktorand Sebastian Weber betont, es gebe viel mehr Platz als bisher, kürzere Wege, auf experimentelle Bedürfnisse werde viel besser eingegangen. Der Vortragssaal ist mit modernster Technik ausgestattet, die Wände lassen sich komplett zur Seite schieben, wenn mehr Platz gebraucht wird. Auch die angrenzende Außenterrasse sei eine gute Lösung, so Aeschlimann. Das sei schon alles ideal. „Wenn es mal fertig wird.“ Rund ein Drittel der Mannschaft sei noch nicht eingezogen. „Aber die, die da sind, sind begeistert. Es ist hell, es ist neu, wir haben allein acht Millionen Euro für die apparative Ausstattung erhalten, zwei Millionen für die Büros.“

Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz hat das Lase für den Tag der Architektur am Samstag, 25. Juni, ausgewählt. Die verantwortlichen Architekten aus Berlin informieren von 14 bis 18 Uhr zusammen mit den Forschern Architekturinteressierte in geführten Touren vor Ort über ihre Arbeit. Das Lase ist Gebäude 76 auf dem Campus und liegt an der Gottlieb-Daimler-Straße gegenüber des Gebäudekomplexes 62, 63, 64, 65 und 67.