Long Covid: Medizinisches Netzwerk im Aufbau

2022-08-13 00:32:48 By : Ms. grace ji

Patienten können nach einer Covid-19-Erkrankung oder einer unbemerkten Infektion noch über Wochen und Monate unter gesundheitlichen Folgen leiden. Eine spezifische Versorgung finden sie in der Region nicht. Wohl dem, der einen guten Hausarzt hat.

Eine Patientin beim Lungenfunktionstest: Viele Long-Covid-Betroffene klagen über anhaltende Atemprobleme.

Jule*, die Long-Covid-Patientin, deren Geschichte die NORDSEE-ZEITUNG aufgeschrieben hat, hatte in der Anfangszeit der Covid-19-Pandemie noch mit der Anerkennung zu kämpfen. Die junge Frau, Mitte 20, gelernte Krankenschwester, hatte oft genug das Gefühl, als Schwindlerin hingestellt zu werden. Das ist nach zwei Jahren Corona-Pandemie anders geworden, und die Weltgesundheitsorganisation hat längst eine Definition zu Long Covid herausgegeben.

Eine Therapie gibt es allerdings noch nicht. Erfahrung zählt. Hausärzte sind im Moment die erste Anlaufstelle; sie kennen ihre Patienten und deren Krankheitsgeschichte. Bremerhaven hat zudem zwei Krankenhäuser mit Lungenfachärzten. Erste Physiotherapeuten in der Region machen spezielle Angebote für Long-Covid-Patienten. Anders als in Bremen gibt es in Bremerhaven keine Selbsthilfegruppe. In Cuxhaven wurde eine Selbsthilfegruppe für Long-Covid-Patienten gegründet, wird aber gerade wenig nachgefragt.

„Eine große Herausforderung ist, dass wir die Patientenzahl nicht kennen. Die Studienlage ist widersprüchlich“, sagt Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Bremen.

„Der ambulanten Versorgung von Long-Covid-Patientinnen und -Patienten muss viel Aufmerksamkeit zukommen. Die Betroffenen leiden teilweise über Monate oder Jahre unter einer Vielzahl von Symptomen und benötigen dafür eine angepasste Versorgung“, meint die Gesundheitssenatorin des Landes Bremen, Claudia Bernhard (Linke). „Deswegen freue ich mich sehr, dass unter breiter Beteiligung aus Bremen und Bremerhaven von der Kassenärztlichen Vereinigung ein Long-Covid-Netzwerk gegründet wurde. Es schafft die Möglichkeit der guten Zusammenarbeit über einzelne Fachdisziplinen hinaus. Die Betroffenen erhalten damit eine niedrigschwellige Versorgungsmöglichkeit, die ihnen Zugang zu verschiedenen Ärztinnen und Ärzten eröffnet.“

Doch ob das wirklich so sein wird, das muss sich noch zeigen. Zu den 17 Akteuren, die sich im Mai zusammengetan haben, gehört unter anderem das Gesundheitsamt Bremerhaven. Eine Informationsplattform für Patienten ist angedacht, wo sie auch Praxen finden, die sich auf Long Covid spezialisiert haben, eventuell sogar mit Terminservice. Der regelmäßige Austausch der Behandler, der Aufbau von Behandlungspfaden sowie Fortbildungen für Gesundheitsfachberufe gehören zu den weiteren Zielen. Ende des Sommers, so Fox, möchten sie so weit sein.

Der Bremer Virologe Professor Andreas Dotzauer wäre dagegen für eine zentrale Anlaufstelle für Long-Covid-Patienten, wie es sie auch in anderen Städten wie Hamburg gibt. Die Patientinnen und Patienten müssten eine vernünftige Diagnose bekommen und bei Bedarf schnelle Termine bei Fachärzten. Die Bandbreite der Symptome sei groß, und die Symptome könnten wechseln. „Das macht es für die Hausärzte neben der vielen anderen Arbeit schwierig“, so Dotzauer. Es seien verhältnismäßig viele Menschen betroffen, meint Dotzauer und verweist auf Studien, die von einem Anteil von 15 bis 20 Prozent der Corona-Patienten mit Long- oder auch Post-Covid-Symptomen sprechen. Dotzauer: „Es ist nicht nur eine Grippe.“

Das Virus entwickelt verschiedene Symptome. Foto: Center for Disease Control/Planet Pix via ZUMA Wire/dpa Long Covid Long Covid wird als Oberbegriff verwendet. Genauer unterschieden wird noch mal zwischenLong Covid: Die Symptome sind auch nach mehr als vier Wochen noch nicht abgeklungen.Post-Covid-Syndrom: Mehr als drei Monate nach der Infektion oder Erkrankung bestehen noch immer anderweitig nicht erklärbare Symptome. Manchmal treten sogar neue auf.Beschrieben werden unter anderem: ständige Erschöpfung (Fatigue), Husten, Kurzatmigkeit, Brustschmerz, Gedächtnisstörungen („Gehirnnebel“), Sprachprobleme, außerdem Störung von Geschmack und Geruch, psychische Störungen, Schlafstörungen und Fieber. Das Coronavirus gilt als Multiorganvirus, das neben der Lunge auch in zahlreichen anderen Organen auftritt, z.B. in Niere, Herz, Leber oder im Gehirn. Auch junge Menschen, die nur leicht erkrankt oder vielleicht lediglich infiziert waren, können diese Beschwerden bekommen. www.zusammengegencorona.de

Das Virus entwickelt verschiedene Symptome.

Foto: Center for Disease Control/Planet Pix via ZUMA Wire/dpa

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