Kunst im Garten - Stadt Augsburg

2022-06-24 20:23:23 By : Ms. Crystal ZHANG

Kunst im Garten_David Nash. Bildnachweis: Monika Harrer-Jalsovec / Stadt Augsburg

Mit dem temporären Ausstellungsprojekt „Kunst im Garten“ starten die Kunstsammlungen & Museen Augsburg mit einer neuen Ausstellungsreihe, bei der plastische, skulpturale oder installative Kunstwerke verschiedener nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler im Garten des Schaezlerpalais präsentiert werden. Den ganzen Sommer über sind nun Werke von David Nash, Michael Croissant, Norbert Schessl sowie Heike & Jiri Mayr zu sehen. Die Kunstwerke treten dabei untereinander in Dialog, setzen sich aber auch mit der geometrisch gestalteten Natur des Rokokogartens in Beziehung.  

Am Dienstag, 10. Mai, um 18 Uhr, findet die Vernissage der Ausstellung mit dem leitenden Direktor der Kunstsammlungen & Museen, Dr. Christof Trepesch, sowie den Kunstschaffenden Norbert Schessl und Heike & Jiri Mayr im Rokoko-Garten des Schaezlerpalais statt. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Der heutige Schaezlergarten wurde 2004/05 nach historischen Plänen als symmetrische Vierfelderanlage rekonstruiert, in deren Zentrum sich ein Brunnenbassin mit Springbrunnen befindet. Die vier Felder sind mit bekiesten Schlängelwegen, kugelförmigen Kornelkirschenbäumen und Buchsheckeneinfassungen gestaltet. Die hohen Umfassungsmauern, die den Garten zu einem „hortus conclusus“ machen, sind mit Spalierobst bepflanzt. Im ehemaligen Hühnerhaus sind heute Bienen untergebracht, die den Schaezlerhonig produzieren. In diesem gut 1150 Quadratmeter großen innerstädtischen Erholungsort sind Besucherinnen und Besucher eingeladen bis 3. Oktober, die plastische Kunstwerke zu betrachten und ihre Einbindung in die umgebende Natur zu erkunden. 

Kunst im Garten: Die Künstlerinnen und Künstler  

David Nash (geb. 1945) Titel: Cube, Sphere, Pyramid 1990, Bronzeguss, schwarz patiniert, Aufl. 3 Ex. Leihgabe Galerie Scheffel, Bad Homburg

David Nash zählt zu den bedeutendsten Bildhauern und Land Art-Künstlern Großbritanniens. Seit 1967 lebt er in einem Landschaftsgarten in Nord Wales, der ihm Inspiration und naturnaher Schaffensort geworden ist. Im Jahre 1977 pflanzte er dort 22 Eschen, die er so beschnitt, dass sie mit ihren Ästen eine natürliche Kuppel ausbildeten, den Ash Dome. Naturmaterialien stehen stets im Zentrum seines künstlerischen Schaffens, insbesondere das Material Holz, das er in seinen unterschiedlichen Facetten untersucht, formt und verformt. Die im Schaezlergarten gezeigte Arbeit „Cube, Sphere, Pyramid“ besteht aus drei geometrischen Grundformen, die ursprünglich aus Baumstämmen zurechtgehauen und dann in Bronze abgeformt wurden. Die archaisch wirkenden Elemente weisen grobe Bearbeitungsspuren auf, sodass der Holzcharakter nach wie vor sichtbar bleibt. Durch die dunkle Patina scheinen die Hölzer wie verkohlt, so als ob ihre Oberfläche durch Feuer bearbeitet worden wäre. Die drei Plastiken sind daher ein herausragendes Beispiel für Materialmimesis, die sich in das saftige Grün der Wiese als Kontrapunkt einfügt. David Nash ist in zahlreichen internationalen Sammlungen vertreten, darunter in der Tate London, dem Guggenheim Museum und dem Metropolitan Museum of Art in New York.

Michael Croissant (1928-2002) Titel: Kopf und Schulter Undatiert, geschweißte Stahlplatten, verrostet

Der im rheinlandpfälzischen Landau geborene Bildhauer Michael Croissant ist einer der wichtigsten Vertreter der abstrakten Bildhauerei der Nachkriegszeit. Nach einer Steinmetzlehre studierte er bei Toni Stadler und war in München tätig. Dann lehrte er 22 Jahre als Professor an der Städelschule in Frankfurt und prägte eine ganze Generation von Bildhauern.

Seinen geometrisch-abstrakten Plastiken liegt stets der Mensch zugrunde. Jede Grundform und jede proportionale Beziehung seiner geometrisch gebogenen Stahlplatten leitet er vom menschlichen Körper ab, so auch bei der vorliegenden Arbeit: Die beiden Keile bilden zusammen eine Konstellation aus Schulter und Kopf. Hierbei ist der liegende sichelförmige Keil aus der Grundform einer Schulter abgeleitet, während die stehende, sphärische Form an einen Kopf erinnert. Beide abstrahierten Elemente fügen sich harmonisch in die umgebende Natur ein, die Schulter scheint gar aus der Grasnarbe herauszuwachsen. Rostiges Material und umgebende Natur formen eine organische Einheit.

Norbert Schessl (geb. 1965) Titel: Gesandte, Rokoko-calling (2020-2021) Jura-Marmor Mehrteilige Arbeit, zerlegbar und veränderbar

Der Steinbildhauer und Pädagoge Norbert Schessl beschreitet mit seinen Stelen den für ihn charakteristischen Weg der Beweglichkeit und Offenheit: Einerseits wirken seine Steinskulpturen wie Fundstücke, wie unfertige Bruchsteine mit Bearbeitungsspuren. Sie lassen an Spolien denken, an steinerne Elemente untergegangener Kulturen, die der Bildhauer neu arrangiert zu haben scheint. Die beiden aufrechtstehenden stelenartigen Steine erinnern an Sakrales, sie wirken wie Weihwassersteine aus einer Dorfkirche. Gerade hierin liegt Norbert Schessls besonderer Ansatz: Die Assoziierbarkeit - seine Arbeiten eröffnen stets ein breites Spektrum von Assoziationsmöglichkeiten - welche die räumlichen und zeitlichen Grenzen überwindet. Sind die Steine echte Spolien? Was hat der Bildhauer hinzugefügt, was ist Fundmaterial? Insofern sind seine Steingebilde skulpturale Werke der Offenheit, die aus einem handwerklichen wie auch geistigen Prozess heraus entstanden sind, die zugleich auch Veränderungsprozessen gegenüber offen sind. Der Bildhauer sieht sie keineswegs nur als statische Steingebilde, sondern er arrangiert die Steine immer wieder neu, sucht neue Perspektiven und Bezüge zum Gartenraum. Es sind „Gesandte“ der Kunst im Kunstgarten der Rokoko-Zeit.

Heike Mayr (geb. 1962) Ohne Titel, 5-teilig Reinersreuther Granit 1997

Jiri Mayr (geb. 1956) Ohne Titel, 7-teilig Reinersreuther Granit 2010

Heike und Jiri Mayr arbeiten mit Steinblöcken, die sie in verschiedenen Konstellationen zusammenfügen, schichten, stapeln und auftürmen. Sie spüren der Geometrie des Materials Stein nach, erkunden dessen innere Struktur, die sich in den Kanten und Linien der Blöcke fassen lässt. Die Geometrie beider Arbeiten korrespondiert mit den geometrischen Strukturen der Architektur des Schaezlerpalais und den Umfassungsmauern des Gartens. Jiri Mayrs Stapelarbeit unter den rundbogigen Arkaden hingegen setzt diesen einen kantig-geometrischen Akzent entgegen. Zudem bringt die Stapelung der Steine einen Fragilitätsaspekt mit ein, der der gebauten Architektur entgegensteht. Heike Mayrs Stapelung hingegen steht vor der mit Hainbuchenhecken als Naturarkade bepflanzten Umfassungsmauer des Schaezlergartens. Die kantig-harte Struktur des Steins korrespondiert hier mit der geschnittenen Hainbuchenhecke im Hintergrund sowie den Buchshecken der Feldeinfassungen. Der in geometrischen Formen geschnittenen Natur wird so ein steinernes Element gegenübergestellt. Seine fast schon anthropomorphe Konstellation lässt zugleich das menschliche Maß präsent werden. Heike und Jiri Mayr sind mit zahlreichen Arbeiten im öffentlichen Raum in Süddeutschland vertreten. Heike Mayr ist in Düsseldorf geboren und studierte dort bei Beate Schiff und Eugen Gomringer, dessen Meisterschülerin sie wurde. Jiri Mayr ist in Prag geboren, studierte ebenfalls in Düsseldorf und war Meisterschüler bei Klaus Rinke.

Weitere Informationen: kmaugsburg.de/kunst-im-garten