Biegen, stecken, gießen

2022-08-13 00:32:25 By : Ms. Sophie Su

Aus Hasenstallgitter, Moos und mehreren Tausend Blüten entsteht der Blumenwagen fürs Burgfest - Motiv ist streng geheim

Hilpoltstein (HK) Ein Segelschiff, ein Bienenkorb und zum 50-jährigen Jubiläum eine Sektflasche - die Kreativität des Hilpoltsteiner Obst- und Gartenbauvereins kennt keine Grenzen.

Schon seit Anfang Juni bauen die Mitglieder des Vereins am Blumenwagen für das Burgfest. Die Idee für das diesjährige Motiv sei bereits vor einem Jahr entstanden, erzählt der Vorsitzende Horst Stöhr. In diesem Jahr dreht es sich um Nachhaltigkeit und Bewegung, aber mehr darf noch nicht verraten werden. Etwa 20 Helfer gestalten den Wagen. Alles begann mit einer Bleistiftskizze. Dann wurde ein Bauplan am Computer erstellt. Horst Stöhr verwahrt die geheimen Dokumente. Ein Zentimeter auf dem Plan entspricht einem Meter in Wirklichkeit. In 30 Arbeitsstunden entstand schließlich das Modell aus halbzölligen Stahlrohren. Die männlichen Mitglieder schnitten insgesamt vier sechs Meter lange Stangen zurecht, bogen und verschweißten sie zu einem drei Meter langen und 1,80 Meter hohen Gestell. Als nächstes wurde das Eisengestell mit Moos eingefasst, das die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins mit sechseckigem Hasenstallgitter fixierten. Nun arbeiten sie gerade am Blumenschmuck. In der Halle des Hilpoltsteiner Bauhofs steht ein großer Tisch, der mit unzähligen gelben und orangefarbenen Tagetesblüten bedeckt ist. Die Frauen rund um den Tisch biegen Drahtstäbe und stecken sie in die Blütenköpfe. Zehn Kilogramm Draht und bis zu 20000 Tagetes verarbeitet der Verein. Dazu noch 200 Stöcke rote und weiße Dahlien. Die Blumen stammen aus der Auhof-Gärtnerei. "Dieses Jahr hatten wir Pech", sagt Horst Stöhr. "Es war zu warm und die Dahlien sind nicht richtig aufgeblüht. " Trotzdem ist er zuversichtlich, dass der Blumenschmuck so gelingt wie geplant. Im vergangenen Jahr hatte der Verein allerdings zu wenige Dahlien für seinen Schwan aus Blumen und musste sich mit weißem Filz behelfen. "Das kam bei manchen nicht so gut an", erinnert sich Stöhr, während er seine beiden Fotoalben durchblättert.

1966 bauten die Hilpoltsteiner ihren ersten Blumenwagen. Horst Stöhr selbst ist bereits seit 42 Jahren beteiligt und erinnert sich an so einige Anekdoten. 1997 zum Beispiel machte die BR-Radltour während des Burgfests Station in Hilpoltstein. Die Fahrer entdeckten den geschmückten Wagen auf dem Marktplatz, auf dessen Ladefläche eine mit Blumen verzierte Schnecke hockte. Die Radler bezogen das Motiv sofort auf sich und waren sogar ein bisschen beleidigt: "Soll das heißen, dass wir so langsam sind wie eine Schnecke? ", soll einer der Mitfahrer gefragt haben. Auch der 2010er Blumenwagen sorgte für Aufsehen, denn in diesem Jahr hatten die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins einen Kinderwagen und einen Storch gebaut. Landrat Herbert Eckstein war begeistert von dem Motiv und sagte: "Das wäre etwas für die Entbindungsstation, aber das rostige Klump mag ich nicht, das müsste verzinkt sein. " Diesen Wunsch erfüllte Stöhr dem Landrat. Er fuhr den Kinderwagen nach Ingolstadt und ließ ihn verzinken. Heute steht das Modell im Garten des Rother Kreisklinikums. Während Stöhr in der Vergangenheit schwelgt, geht die Arbeit am aktuellen Blumenmotiv weiter. Mit einem Metallkanister auf dem Rücken läuft Josef Hallschmid am Wagen entlang und besprüht das Moos mit Wasser. Danach beginnen die Frauen, die Blüten in die Maschen des Hasenstallgitters zu stecken. "Das Moos darf nicht zu trocken und auch nicht zu nass sein", erklärt Stöhr. Ist das Moos zu trocken, verwelken die Blumen. Ist es zu nass, verfaulen sie. Auch wenn das Motiv bis zum Festzug am Burgfestsonntag streng geheim ist, ist die Pfalzgräfin Evelyn Pfeiffer natürlich eingeweiht. Horst Stöhr erzählt stolz, die Gräfin sei entzückt und sie habe schon einen Vorschlag gemacht, wo das Modell nach dem Burgfest aufgestellt werden könnte. Aber da der Ort das Motiv enttarnen würde, zeigt sich Stöhr verschwiegen. Bleibt nur zu hoffen, dass es dem Motiv heuer besser ergeht als dem Schwan im vergangen Jahr. Nachdem dieser ein neues Zuhause am Stadtweiher gefunden hatte, wurde er demoliert, Jugendliche turnten auf ihm herum und brachen Federn ab. Da nun scharfkantige Eisenstücke aus dem Modell ragten, wurde der Schwan entfernt. Es sei einfach zu gefährlich gewesen, sagt Stöhr.

Auf Hochtouren arbeiten die Mitglieder des Hilpoltsteiner Obst- und Gartenbauvereins am Blumenwagen für das Burgfest. Zuerst werden die Tagetesblüten auf einen gebogenen Draht gesteckt, danach befestigen Sandra Bischof-Kohl (unten) und Fanni Wechsler die Blumen am Motiv, das bis zum Sonntag geheim bleibt. -Foto: Foto: Hofmann